Diakonisches Werk Friesland-Wilhelmshaven:

Geschichte der Diakonie

Das Kronenkreuz ist unser Zeichen. Das Kreuz symbolisiert die Liebe Gottes, die Krone seinen Herrschaftsbereich. Diakonie steht also unter dem Herrschaftsbereich der Liebe Gottes und will die Liebe Gottes in der Nächstenliebe deutlich machen.

Das Kreuz mit der Krone wurde 1925 von Prof. Boeland für die Innere Mission entworfen. „Diakonie“ ist aus dem griechischen diakonia = Dienst abgeleitet. Der Begriff stammt aus dem Neuen Testament und meint: Dienst Gottes an den Menschen.

Frühes Christentum
Das Abendmahl, das die Christen seit alters als Erinnerung und Vergegenwärtigung dieser Liebe Gottes feiern, ist das Ereignis, aus dem der Beruf Diakon entstanden ist. Die ersten Christen feierten das Abendmahl sehr aufwendig mit gemeinsamem Essen, das sie dann „Agape“ nannten. Dabei brachten alle von dem mit, was sie hatten. Die Diakone waren für die Verteilung der Gaben verantwortlich und mussten sich insbesondere darum kümmern, dass auch die Armen - damals vor allem die Witwen und Waisen - genügend abbekamen. So entstand in den ersten christlichen Gemeinden die Armenpflege, die seither zu einem entscheidenden Element christlichen Lebens wurde.

Dieses christliche System der Armenpflege gewann noch an Bedeutung, als das Römische Reich zusammenbrach. Den immensen sozialen Problemen, die daraus entstanden, waren damals am ehesten noch die christlichen Gemeinden gewachsen. Unter Kaiser Konstantin gab es Stiftungen und Schenkungen im großen Stil, bei denen der Kaiser mit gutem Beispiel voranging.

Mittelalter
Im Mittelalter wurde dieses System ausgebaut. Der „Zehnte“ musste insbesondere unter Karl dem Großen an die Kirche entrichtet werden. Mindestens ein Drittel davon war zwingend für die Versorgung der Kranken und der Fremden zu verwenden.

Bei aller Fragwürdigkeit ihrer Machtstellung waren die Bischöfe im Mittelalter neben den Gemeinden die eigentlichen Träger des damaligen Sozialsystems. Hinzu kamen die Klöster und Orden, die fast alle einen erheblichen Teil dieser Aufgabe bestimmungsgemäß übernahmen. Hier sei insbesondere der Johanniter Ritterorden erwähnt, der die Gründung von Ordenshäusern fast immer mit der Einrichtung von so genannten „Spitälern“ verband.

Mit dem aufkommenden Bürgertum und den erstarkenden Stadtkulturen wurde die Armenfürsorge im ausgehenden Mittelalter mehr und mehr in weltliche Hände gelegt. 

16. Jahrhundert 
Martin Luthers Reformation verstärkte diese Tendenz. Er konzentrierte sich auf die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Einzelnen und schrieb der weltlichen Macht die Verantwortung für die Armen und Bedürftigen zu.

Dabei darf aber nicht außer acht gelassen werden, dass Luther immer

die Verantwortung der weltlichen Macht für die Armen und Bedürftigen vom Glauben her begründete und 

deutlich machte, dass sich der Glaube des Einzelnen auch darin zu zeigen habe (Früchte des Glaubens), was er für seine Mitmenschen tut.

17.-18. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert war die Evangelische Kirche ziemlich erstarrt. Sie zog sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Dennoch bildeten sich unter der Bezeichnung „Pietismus“ Kreise, die nach neuen Formen der Frömmigkeit suchten, aber auch die christliche Liebestätigkeit auf ihre Fahnen schrieben: August Herrmann Francke gründete Waisenhäuser, Reichsgraf Nikolaus von Zinzendorf die Herrenhuter Brüdergemeinde, die sich von der verfassten Kirche abtrennte. Sie widmeten sich neben dem Glauben auch der christlichen Liebestätigkeit, und zwar dort, „wo die Menschheit am ärgsten geschlagen und entwürdigt“ wurde. 

19. Jahrhundert
In diesem Zusammenhang stehen auch Johann Heinrich Pestalozzi (in der modernen Pädagogik ein wichtiger Name), der 1799 in Burgdorf (Schweiz) ein Haus für verwahrloste Kinder einrichtete und schließlich Theodor Fliedner, der in Kaiserswerth bei Düsseldorf neben einem Asyl für entlassene weibliche Häftlinge und einer Kleinkinderschule 1836 die erste „Bildungsanstalt für weibliche Pflegerinnen“ gründete. Aus diesen Ursprüngen entwickelten sich die Berufsbilder der Diakonisse und der Krankenschwester.

Der eigentliche Begründer der Diakonie aber war Johann Hinrich Wichern (1808-1881). Er rief auf zur Gründung einer Inneren Mission und wies die Kirche dabei auf die Not der arbeitenden Bevölkerung im Frühkapitalismus hin. Ihr gegenüber sah er die Kirche vom Evangelium her in besonderer Verantwortung. Mit dem „Rauhen Haus“ in Hamburg schuf er eine Institution, mit der er verwahrloste und heimatlose Kinder von der Straße holte und sie betreute. Seine Pädagogik beinhaltete, dass die Jugendlichen, besonders wenn sie straffällig geworden waren, nicht vorrangig bestraft, sondern mit Liebe und Zuwendung erzogen wurden. Seine pädagogische Haltung wurde wegweisend für eine Reform des Jugendstrafgesetzes und des Jugendstrafvollzuges in Deutschland. 

20. Jahrhundert
1957 wurde aus den vorhandenen sozialen Organisationen der Evangelischen Kirche, der Inneren Mission (gegründet von Wichern) und dem Evangelischen Hilfswerk, das sich insbesondere um die Flüchtlinge aus dem Osten kümmerte, das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Deutschland (DW EKD) mit Hauptsitz in Stuttgart gegründet. Unter diesem Dachverband entstand auch die Diakonie in Friesland und Wilhelmshaven. 

Mit der Zusammenführung dieses DW EKD mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst trat im Oktober 2012 die Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband mit Sitz in Berlin die Nachfolge an.

 

Text: R. Ewald